Bettina F./ pixelio.de |
Die vier Elemente wahrer Liebe
Wenn wir im Buddhismus über die Liebe
sprechen, dann sagen wir oft, dass sie aus den vier unermesslichen
Geisteszuständen gebildet wird. Dies bedeutet, dass es möglich ist
den Geist der Liebe zu entwickeln. In der Entwicklung dieser vier
unermesslichen Geisteszustände gibt es kein Ende. Diese vier
Geisteszustände werden Maitreya (liebende Güte), Karuna
(Mitgefühl), Mudita (Freude, Mitfreude) und Upeka
(Einschießlichkeit, Gleichmut, Freiheit) genannt. Wir haben den
Wunsch, unseren geliebten Personen Freude und Glück zu bringen; dies
ist Maitreya. Der Wunsch alleine reicht aber nicht aus. Wir brauchen
auch die Fähigkeit, tatsächlich Freude und Glück zu bringen. Um
diese Fähigkeit zu entwickeln, müssen wir uns in tiefem Schauen
üben, um die uns geliebten Personen wirklich zu verstehen. Wir
müssen ihre tiefen Wünsche, ihr tiefes Bestreben verstehen. Wir
müssen tief schauen, um auch ihr Leiden verstehen zu können.
Mitgefühl zu haben bedeutet nicht nur, das Leiden der Menschen
verringern zu wollen, sondern auch die tatsächliche Fähigkeit, dies
zu tun. Wie können wir unsere Liebe tiefer werden lassen? Wir müssen
lernen, tief zu schauen. Wie können wir tief in die Dinge schauen
und in die Personen, die wir lieben? Dafür brauchen wir die
Meditation. Wir müssen lernen, wie wir vollkommen präsent sein
können, und wie wir die Energie der Achtsamkeit entwickeln können.
Der Ozean und der Wassertropfen
Wenn wir unsere Hände waschen, dann
können wir beobachten, wie die Wassertropfen herunterfallen. Jeder
dieser Tropfen fließt dann durch das Abflussrohr und gelangt
schließlich zu den Wasserleitungen unter der Erde. Dort verbindet er
sich mit dem Wasser in der Leitung. Es ist dann kein Wassertropfen
mehr zu sehen; er hat sich in dem Wasser aufgelöst.
Stellen wir uns einmal vor, dass wir
einen großen Ozean sehen sowie einen Regentropfen, der im Begriff
ist auf die Oberfläche des Ozeans zu fallen. Im Moment besteht aber
noch ein Abstand zwischen dem Wassertropfen und der Wasseroberfläche.
Der Regentropfen fällt nun herunter, und in dem Moment, in dem er
die Wasseroberfläche erreicht, verschwindet er. Er verliert sein
Selbst. Er löst sich in dem Wasser des Ozeans auf. In der Liebe ist
es genauso. Wir verlieren unser Selbst und gelangen zur
Selbstlosigkeit. In dem Moment sind wir selbst der Ozean, wir sind
kein Wassertropfen mehr. Dieser Ozean ist Gott. Die Liebe Gottes ist
sehr groß, und wir als Menschen können diese Liebe erfahren, wenn
wir in der Lage sind unser Selbst zu verlieren. Wir verschmelzen mit
dem Ozean, wir lösen uns auf. Aus der Sicht des Tropfens sieht es so
aus, als ob der Tropfen sich im Ozean auflöst. Sind wir allerdings
selber der Ozean, so sieht es für uns so aus, als ob der Ozean sich
in dem Tropfen auflöst und mit ihm verschmilzt. Es ist dann kein
Tropfen mehr da und auch kein Ozean. Übrig bleibt nur die Liebe.
Solange der Tropfen sich noch auf dem
Weg des Herunterfallens befindet, solange also noch ein Abstand
zwischen ihm und dem Ozean besteht, solange sehen wir noch seine
Identität. Er befindet sich aber bereits auf dem Weg, sich mit dem
Ozean zu verbinden und sich in ihm aufzulösen. Wenn wir fallen, dann
ist es sicher, dass wir weiter fallen und an der Wasseroberfläche
angelangen werden. Aber solange sich der Tropfen noch auf dem Weg
befindet, ist sein Identität noch vorhanden. Auf dem Weg verkürzt
sich der Abstand zum Ozean immer weiter, und auf diesem Weg
entwickeln wir die „tiefe Liebe“. Wenn die tiefe Liebe sehr tief
ist, dann liegt sie sehr nahe bei der wahren Liebe, der Liebe Gottes.
Deshalb hat Jesus uns geraten, unsere Nachbarn zu lieben.
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